Jahrgang 2022: Sonniger Oktober & Elegante Weine

Ein Jahr, das durch Wetterschwankungen viel Arbeit und Geduld im Weingarten erforderte. Dank eines
sonnigen Oktobers, freuen wir uns auf elegante und straffe Weine mit viel Präzision.

Als wir zu Beginn des Jahres bei unseren WinzerInnen in den Wachauer Rieden standen, beschäftigten uns einmal mehr das bevorstehende Weinjahr und die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre. Für uns war klar, dass penible Handarbeit in unseren Weingärten und eine naturnahe und pflanzenschonende Bewirtschaftung der Schlüssel zu Spitzenqualität sind. Einige Monate später blicken wir nun auf ein herausforderndes Jahr zurück, das dank eines versöhnlichen Spätherbstes die erhofften Qualitäten hervorbringen wird. Aber jetzt alles der Reihe nach.

Nach einem warmen und trockenen Winter kamen Ende März die ersten Niederschläge, die sich im April fortsetzten. Sie stellten eine wahre Wohltat für die Böden und Vegetation dar und führten zum Austrieb in der dritten Aprilwoche. Zu diesem Zeitpunkt hätte man noch an einen frühen Jahrgang denken können.

Der Schutz und die Prävention unserer Rebstöcke sind in Zeiten des Klimawandels ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit im Weingarten. Dazu zählt das Ausbringen von eigens produziertem Dauerkompost in den Weingärten, sowie einer aus verschiedenen Pflanzen und Gräsern bestehenden Bodenbegrünung, wie z. B. Rotklee, Wicke und Leindotter für mehr Bodendiversität und eine erhöhte Vitalität der Rebstöcke.

Im Mai und Juni gab es ausreichend Niederschläge, was die Arbeit für unsere Winzer herausfordernd machte. Die Blüte fand in der zweiten und dritten Juni-Woche statt – im Vergleich zu den Jahren davor also relativ spät. Grüner Veltliner ist teilweise leicht verrieselt, was uns aber weiter nicht störte, da die Trauben dadurch lose und luftiger wurden.
Der Juli und die ersten Augusttage waren heiß und sehr trocken, wodurch sich die Reifung etwas verlangsamte. Ab Mitte August folgten eine spürbare Abkühlung und Niederschläge, die sich im September intensivierten. Anfangs hochwillkommen, stellten uns diese Wetterbedingungen zunehmend vor Probleme, da das kontinuierlich kühle und nasse Wetter das Ausreifen der Trauben erschwerte und folglich die Stilistik der Weine beeinflusst.

Die wichtigste Phase des Jahres stand bevor: die Ernte. Die Festlegung des richtigen Lesezeitpunktes für die verschiedenen Rebsorten ist entscheidend für die Qualität des Jahrgangs und die jeweiligen Stile und erfordert viel Erfahrung und Bauchgefühl. Während der ersten Lesedurchgänge hatten wir oft genug mit Regen zu kämpfen, der immer wieder Unterbrechungen verursachte. Die Niederschläge erhöhten in vielen Weingärten zudem den Fäulnisdruck und erforderten akribische Handarbeit und eine penible Selektion der Trauben am Stock. Unsere WinzerInnen haben in dieser Phase abermals Höchstleistungen erbracht, ihre Weingärten in mehreren Etappen gelesen, um ausschließlich perfekte Trauben zu ernten.

Anfang Oktober kam dann die Sonne zurück und mit ihm ein Altweibersommer, der den ganzen Monat über anhielt. Die Temperaturen lagen 2,8°C über dem Durchschnitt, was den Oktober 2022 zum wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen macht. Die Sonne und die verhältnismäßig hohen Temperaturen haben den Trauben sehr gutgetan und wir konnten doch noch optimal reife Trauben in Smaragd-Qualität ernten. Die Kehrseite des eigentlich perfekten Monats war, dass es gegen Ende Oktober fast zu warm wurde, sodass vereinzelt Botrytisprobleme auftraten. Eine strenge händische Selektion war das Gebot der Stunde. Dadurch büßten wir zwar etwas Menge ein, hielten die Qualität aber kontinuierlich hoch. Wir beendeten die Ernte 2022 in der ersten November-Woche mit den Rieden Brandstatt, Schön und Axpoint.

Wie wird er nun schmecken, der Jahrgang 2022? Ein Jahr, das durch Wetterschwankungen viel Arbeit und Geduld im Weingarten erforderte. Dank des zuerst kühlen Septembers und später warmen Oktobers erwarten uns balancierte und trinkfreudige Weine. Die Konzentration liegt wohl etwas niedriger als jene von 2021. Dennoch weisen die Weine eine feste Struktur und tiefe Mineralik auf. Die Einzellagenweine sind puristisch und zeigen sich kompakt. Insbesondere die Weine aus dem Spitzer Graben warten mit einer ungewöhnlichen Straffheit auf. Wer nach stilistischen Vergleichen sucht, kann sich am Jahr 2016 orientieren.

Das endgültige Resultat steht zwar noch aus, erste Weine lassen jedoch Großes erhoffen. In wenigen Worten lässt sich sagen, dass die Oktobersonne den Jahrgang 2022 sprichwörtlich in letzter Sekunde ins Ziel gebracht hat. Freuen wir uns auf spannungsgeladene, feinwürzige und fruchtbetonte Weine, die mit gewohnter Präzision und Eleganz beeindrucken, jedoch aufgrund der strengen Selektion nicht in der gleichen Menge wie im Jahr zuvor verfügbar sein werden.